13/06/2021
-----------PATRICK ALEXANDER DEVENTER-----------
----------- schafft -----------
-----------Farblichtobjekte-----------.
Sein Werkstoff ist dabei sowohl in der Serie „Lichtstäbe“ als auch „schräg geschaut“ stark durchscheinendes, farbiges Material, das er in den Raum setzt – senkrecht zur Fläche etwa der Wand. Mit Sonnenaufgang tritt der zweite durch den Künstler kalkulierte Werkstoff hinzu. Das Licht nimmt die Farbe vom Träger auf und verteilt sie immateriell und dennoch wahrnehmbar im Raum. Bei den Wandobjekten der Serie „schräg geschaut“ ist zusätzlich eine Projektionsfläche gegeben. Die farbigen Reflexionen in dieser an sich völlig unbunten Trägerplatte sind je nach Stärke des Lichtmaterials so deutlich und auch optisch raumerzeugend, dass sie nahezu materiell erscheinen.
Zwischen den senkrecht zueinanderstehenden Flächen der Platte und der Stege – zwischen den klaren, einerseits materiellen und andererseits reflektierten Farbflächen – spannen sich völlig ungreifbare, aber deutlich wahrnehmbare farbige Lichträume auf, deren Weite sich je nach Perspektive und Lichteinfall ständig verändert. Diese Farblichträume sind der Kern der Werke. Mit der Befreiung der Farbe von Pigment und Bindemittel macht Patrick Deventer sie konkret erfahrbar als Licht im Raum.
Schaut man „schräg“, nimmt man neben den Farblichträumen und den Farbreflexionen auf der Trägerplatte auch die Farbmaterie in den Feldern der Stege wahr, die Patrick Deventer aus einer Vielzahl unterschiedlichster Farbnuancen komponiert. Die Mischung der Farbwerte im Zwischenraum der nebeneinanderstehenden Stege ist in der Konzeption mit berechnet. Die starke Buntfarbigkeit wird durch die Gegenüberstellung von Grauwerten, die in ihrer Helligkeit mit den Farbfeldern korrespondieren, in einigen Werken seit 2016 optisch verstärkt.
Bei exakt frontaler Ansicht sind die Objekte als vertikal rhythmisierte Fläche wahrnehmbar, vor der zart das farbige Licht schwebt. Die Trägerplatte der Werke in „schräg geschaut“ definierte Patrick Alexander Deventer zunächst als quadratische, dann als hoch- oder querrechteckige Fläche und öffnete sie schließlich in der Mitte. Diese Diptychen tragen dem Ausgreifen der Farblichträume über die Platte hinaus – in den Raum, auf die Wand – Rechnung. In den jüngeren Werken hat der Träger den Umriss eines in die Fläche übersetzten räumlichen Körpers, eines Kubus, dessen Raumform durch die Verteilung der bunten und unbunten Farbfelder noch ablesbar ist und schließlich, in den aktuellsten Werken, auch durch die Form der Stege berücksichtigt wird. Sie sind im selben Maße in die Fläche komprimierte Körper wie auch Flächen, die Körper suggerieren, also optisch und geistig Raum „entpacken“.
Das Verhältnis von Fläche und Raum ist nicht nur in der physischen Form der Werke thematisiert. Dem Licht im Raum bieten sie eine besondere Wirkungsfläche. Durch die Farbflächen wird der Raum verändert, Farblichträume entstehen neu. Das Licht ist in den Flächen genauso wenig eingefangen wie die Kuben in den eckigen Flächen, es durchströmt den Raum weiter. Die neu geschaffene Lichtfarbe verlässt schließlich den in den Werken so deutlich wahrnehmbaren Bereich, endet damit aber nicht, sondern ist unendlich in die Welt entlassen. Damit ist auch die Grenze des Werks nicht mehr definierbar. Patrick Deventers Werke sitzen wie eine Membran sowohl zwischen Zwei- und Dreidimensionalität als auch zwischen Materialität und Immaterialität.
Juliane Rogge, Kunsthistorikerin MA, 2021
www.patrick-deventer.de
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-----------Ursula-Lisa Deventer -----------
-----------Lichträume-----------
Die grundsätzliche Intention der Konzeptkünstlerin Ursula-Lisa Deventer ist die rationale Auseinandersetzung mit den Positionen der Endlichkeit und der Unendlichkeit sowie deren wechselseitigen Beziehungen zueinander. Um dieses Spannungsfeld aus Endlichkeit - Unendlichkeit zu verdeutlichen, geht sie prinzipiell von dem Aspekt der "Endlichkeit" aus, indem sie eine Formensprache nutzt, die allgemein bekannt ist. Durch diverse künstlerische Ausdrucksmittel verändert sie die Impression von Endlichkeit, insofern sie die Grenzen der endlichen Objekte dekonstruiert und somit dem Betrachter die Option unterbreitet, sich in intellektueller Weise der Idee der Unendlichkeit zu nähern.
In ihren frühen, großflächigen Installationen durchschreitet der Betrachter z. B. eine aus blauen Kanthölzern konstruierte ∞-Form, die auf der einen Seite durch eine Wand ausgebildet ist, sich auf der Gegenseite in einzelne Segmente auflöst. Durch die fortschreitende Fragmentierung der "Limes 8" - als Zeichen der mathematischen Unendlichkeit - wird die Unendlichkeit sowohl physisch als auch psychisch intellektuell erfahrbar.
Sie generiert und kreiert quasi mit den Mitteln der Kunst selbst Unendlichkeit.
In ihrem Spätwerk fokussiert sie sich auf Lichtoptionen als Träger der Unendlichkeit. Diese Lichtattribute hat Sie in ihrem Werk wie folgt umgesetzt:
"In meinen Arbeiten wird das Licht gefangen gehalten und so, das ureigenste Merkmal des Lichtes sich auszubreiten konterkariert. Das konzentrierte Licht erstrahlt nun als sichtbarer, unendlicher Farb-Licht-Raum" (Zitat der Künstlerin)
Diese Arbeiten bestehen aus rhythmisch angeordneten, klar konstruierten Formen aus fluoreszierendem Plexiglas oder fluoreszierenden Acrylfarben, die von einem satinierten Plexiglaskasten umhüllt werden. Nach der Vorstellung der Künstlerin, dringt das vorhandene Licht in die Werke ein, kann sich nicht mehr aus diesem Werkraum lösen und wird dort als Lichtintensivierung verdichtet. Als Konsequenz strahlen und leuchten die Werke aus sich selbst heraus und es entwickelt sich somit eine visuell wahrnehmbare "Licht-Materialität".
In den sehr späten Arbeiten unterbricht ein schmaler durchsichtiger Streifen die satinierte Bildoberfläche und erlaubt einen direkten Einblick in die reale konstruktive Welt der Lichtträger, die sie durch ihre deutlich sichtbaren Formen als Synonym der Endlichkeit versteht. Demgegenüber steht ein Farb-Licht-Raum, der durch das "gefangene Licht" im Objekt selbst erschaffen wird, in einer undefinierbaren Weise aus sich selbst heraus strahlt und somit die Grenzen des Bildwerkes bis hin zur Unendlichkeit auflöst. In diesen so geschaffenen Lichträumen scheinen sich die Farben und Konstruktionen in einer Tiefenräumlichkeit des Lichtes im Werkraum aufzuheben und in einer geheimnisvollen Aura - einem unendlichen sich ausbreitenden Lichtnebel - zu schweben.
Christopher Laurin Deventer, Kunsthistoriker M.A., 2021
http://ursula-lisa-deventer.com/