25/06/2012
Hier die Finissagerede von Susanne Radmann!
[Achtung: Dieser Text reflektiert nicht die Meinungen oder Ansichten der Organisatoren der Ausstellung 'Neue Welten', den Künstlern oder der Akademie für interdisziplinäre Prozesse (AfiP), sondern ist ein Ausdruck meiner Gedanken.]
Art Walk v.1
Kunst und Kreativität stehen nicht isoliert, sondern sind ein fester und wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens.
Als kreativ Schaffende und Interessierte ist es natürlich unter anderem unsere Verantwortung, jeglicher Zersplitterung und somit Verfremdung vom Alltäglichen, vom Rest der Gesellschaft, entgegenzuwirken. Schließlich sind auch unsere Aktivitäten Teil eines bunten Spektrums; schließlich ist es in unserem Interesse Inspiration, Kommunikation, finanzielles Überleben, gesellschaftliche Anerkennung, Unterstützung, usw. durch Austausch mit der Gesellschaft als Ganzes zu sichern.
An dieser Stelle stellt sich die Frage, wie Kreative in Offenbach sich gegenseitig unterstützen, respektieren und miteinander für gemeinsame Interessen agieren. Wir in der AfiP möchten dieses Thema im Herbst aufgreifen und mit euch bearbeiten und beantworten. Haltet die Ohren und Augen offen!
Kunst und kreatives Schaffen, als Bestandteil des Alltäglichen, sind somit aber auch Belange der städti***en Verwaltung und Politik. Offenbach möchte als Hochburg der sogenannten Kreativwirtschaft identifiziert werden. Welche Stadt möchte nicht mit dem Innovativem, dem Kreativem, dem Jungem, dem Zukunftsträchtigem assoziiert werden? Die Gefahr eines solchen Wunsches ist allerdings, dass die Vision zu oberflächig ist. Kreative Zwi***enräume werden wegsaniert, wie eine gesellschaftliche Umweltbelastung. Doch gerade diese sind benötigt und sie haben bisher Offenbach das gegeben, was den Flair der Stadt ausmacht, was es von Frankfurt und anderen Städten unterscheidet. Ohne Liebe für diese Zwi***enräume (hier meine ich nicht nur tatsächliche Räume, sondern auch gesellschaftliche Strukturen und Systeme, wie die Entstehungsgeschichte dieser Ausstellung es darstellt) wird Offenbach ein kreatives McDonald's: schnell, langweilig, ungesund, zwar wiedererkennbar, aber dennoch abstoßend.
Nicht nur die Kreativwirtschaft, sondern auch Möglichkeiten für neue kreative Impulse an sich müssen unterstützt werden, durch adequate finanzielle, verwaltungstechni***e Verbindlichkeit, durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und durch einem geteiten Verstehen, was Kunst und Kreativität ist und durch eine gemeinsam entdeckte Vision für Offenbachs Kulturlandschaft.