Bemerkungen
🎉 5 YEARS
Genau heute vor 5 Jahren - am Samstag den 26. Sept 2015 ab 17 Uhr - hat eine kleine Initiative, die sich kurz vorher »multiversum« getauft hat, in dieser kleinen Bruchbude (in echt ohne Haare) in der Bieberer Straße 13 ihre riesige »multiversums eröffnungs verschwende dich fête« gefeiert.
Der Startschuss für 19 Monate selbstverwaltete Kunst, Kultur & Politik.
🏡 Eine Nachfolgeimmobilie wurde nie gefunden.
🏚 Die Immobilie in der Bieberer Satrße stand anschließend ab 2017 monatelang leer, und wurde letztendlich abgerissen. Der Neubau, ist jetzt (Ende 2020) immer noch nicht fertig.
MULTIVERSUMS VERANSTALTUNGSTIPP:
"PFAD DER ZERSTÖRUNG"
„Ich glaube unsere gemeinsamen Arbeiten lassen sich ganz gut auf den Fake als gemeinsamen Nenner reduzieren. Nur weil die Geschichte nicht stimmt, heißt es nicht, dass sie nicht wahr ist oder so.“ - Bamberger
Der_Pfad der Zerstörung [Kockel&Bamberger]
Die Verwüstung Offenbachs ist nicht mehr abzuwenden. Herumziehende Künstlerkollektive hinterlassen verbrannte Erde, die Vereinnahmung durch Berliner Urbanist_innen, Frankfurter Studentierende und einheimi***e Quartiersmanager_innen hat inflationäre Ausmaße angenommen. Alle spielen brav ihre Rolle, und so darf das kumpelhafte Kommunikationsbüro aus der Nachbarschaft noch aus dem Fahrerhäuschen der Dampfwalze Fotos schießen um daraus noch Stadttouren oder Ausstellungskataloge in Hochglanz Optik herauspressen. Die Zersetzung der Stadt schreitet unaufhaltsam voran.
Man könnte meinen spätestens mit dem Spruch „Berlin ist nicht Offenbach“ wurde das Grab für diese Stadt gegraben. Doch, der Prozess der Aufwertung begräbt die Ruinen, die an seine Taten erinnern, nicht unter sich. Er versiegelt sie, und damit jede Erinnerung an seine Taten, hinter den Kulissen der Kernsanierungen.
Die Interventionen des Künsterduos Kockel&Bamberger bewahren die letzten Überreste dieses Prozesses vor der Restaurierung und vergegenständlichen damit den Pfad der Zerstörung, der sich durch Offenbachs Stadtbild zieht.
Mit der Aufpolierung von vollständig abgeschlossenen Oberflächen kennen sie sich aus: mit ihrer letzten Arbeit MAPPENSCOUT24 (
https://vimeo.com/3532178239) trafen sie den Zeitgeist auf den Kopf und waren nach der Anzahl der Medienberichten womöglich eins der erfolgreichsten StartUps aus Offenbach der letzten Jahre. Gleichzeitig stillte ihre Mappenbörse auch die Hoffnung so vieler junger Kreativer auf ein goldenes Ticket Teil der HfG-Machina sein zu dürfen.
Für alle die kein Ticket bekommen haben: am 13.12 stellen Kockel&Bamberger auf neutralem Frankfurter Boden die Exponate des „Pfads der Zerstörung“ zum erstmal für die Öffentlichkeit zu einem Schaudepot zusammen.
DER PFAD DER ZERSTÖRUNG
Eine Ausstellung im Le Bureau.
Vernissage: 13.12. 19 Uhr, mit Barabend mit Musik von Plague und Tommi)
Finissage: 20.12.
oder R.S.V.P.
Heute vor 2 Jahren war übrigens die Abschiedsparty...
just saying.
[OP-ARTIKEL ÜBER DEN ABRISS]
Ach liebe op-online.de, so 'ne richtige Love-Story wird das zwi***en uns wohl nicht mehr :( Danke für Bild & Spalte! Aber inhaltlich müssen wir euch mal wieder widersprechen. Unsere räumlichen Anforderungen waren keineswegs zu hoch (kaum höher als für ne gewöhnliche Eckkneipe oder Spielo)! Es ist mehr so'n strukturelles Problem in Offenbach. Eine Stadt, die demnächst 140.000 Einwohner*innen erreicht, aber nicht mal genug Ressourcen für ein einziges selbstverwaltetes Kulturzentrum hat (welches nicht institutionalisiert oder mit Sponsorenlogos vollgeklatscht ist), ist halt schon mickrig. Nein, bei uns ging's nicht um "Events" oder "Leuchturmprojekte", nicht darum Opern oder Festspiele medienwirksam in Szene zu setzen, und nicht darum, das mediterrane Flair des Wilhelmsplatz abzurunden - all diese Entwicklungen sehen wir eher mit großer Skepsis.
Bei uns im Multiversum sollte der Versuch gewagt werden, dass Kunst und Kultur außerhalb des neuen Offenbacherer Kreativ-Lifestyles existieren kann; dass Politik eben kein Nebenprodukt ist. Hier konnte man ohne Angst anders sein und ohne Geldbeutel oder Geheimeinladung den Raum betreten. Die neue Offenbacher-Weißwein-Boheme wollten wir weniger bedienen (uns war Korn eh schon immer lieber), sondern auch mal chaotisch, dreckig und spontan sein.
Aktueller Stand in Offenbach ist doch dieser: Kultur und Kunst, mit ihren zahlreichen kreativen Stadtführungen, krassen Fotoprojekten, ihrer Stiftungsprofessuren, "Masterplänen" und hippen Werbeagenturen möchte immer wieder zeigen, wie authentisch, "multi-kulti" und "real" Offenbach ist. Doch fungiert Kultur hier eigentlich nur nach dem Dogma der "Kulturindustrie" und ist nix weiteres als die billigste aller Landebahnen für das in Beton gegossene Kapital - das sieht man im Hafenviertel, am Mainufer, im Mathildenviertel oder eben der Innenstadt. Der Mietspiegel dankt.
Der Grund dafür, dass wir keine neue Räumlichkeit gefunden und zahlreiche kurzfristige Absagen erhalten haben, liegt keineswegs an den aufgezählten Kategorien "zentrumsnah, günstige Miete, Recht auf Lärm", sondern viel mehr daran, dass wir diese Wahrheit, trotz der eigenen Verwicklung in die gesellschaftlichen Widersprüche, mehr oder weniger deutlich gemacht haben - in unseren Veranstaltungen, in unserem Plenum, am Aussehen des Hauses, an unserer Bar und in den Medien (vermutlich der Grund, warum ihr so ungern von uns berichtet habt).
Die Gruppe um das Multiversum hat sich aufgelöst. Aber wie wir schon in unserem Abschiedspost geschrieben haben: "Die Stadt hat immer noch nichts anzubieten: Weder Gebäude, noch Geld. Gentrifizierung frisst alles auf. Oder war es der Kapitalismus? Die Idee von einer Villa Kunterbunt braucht diese Stadt dringender denn je - wenn in diesem Zeitfenster nicht als Multiversum, dann irgendwann bald als was Neues. Leute werden sich finden. Ideen sprießen. Und hoffentlich dann auch mal Gebäude. Offenbach ohne diese Ideen bleibt eine Ruine. Mittlerweile eine teure!"
Offenbach, dir fehlt einfach der Punk.
Offenbach Post, du hattest ihn nie.
// ABRISS (PARTY)
Unsere Abrissparty ist schon fast 14 Monate her.
Abgerissen wird erst jetzt. LoL Gar nicht auszumalen, was man/wir in 14 Monaten hätten alles machen können: Wostok-Korn trinken, Preise gewinnen, Werwolf spielen, Revolution anzetteln, Hof ausbauen, Nachbarn ärgern, knutschen, Schandfleck sein, Hipster sein, Pizzeria am Markt Stammkund*in sein, Pyjama Partys, Wohnzimmer Chiller, HarmonysFM hören, endlose Plenas, oder einfach unsere Lieblingsbeschäftigung: Rien faire comme une bête, auf dem Wasser liegen und friedlich in den Himmel schauen, »sein, sonst nichts, ohne alle weitere Bestimmung und Erfüllung« könnte an Stelle von Prozeß, Tun, Erfüllen treten und so wahrhaft das Versprechen der dialekti***en Logik einlösen, in ihren Ursprung zu münden.
Na gut - dann beim nächsten mal.
ps. Offenbach, warum bist du eigentlich so langweillig?
// GEOGRAPHIE
Da hat wohl jemand mit diesem Foto von unserem ehemaligen Haus in der Bieberer Straße 13 den 1. Platz beim Fotowettbewerb der Humangeographie Frankfurt gewonnen! Gratulation dazu.
Mitterweile haben wir 2018. Das Haus steht zwar immer noch leer, ist aber mittwerweile Offenbachs größtes schwarzes Brett für Veranstaltungen und Konzerte geworden. KEK
// EIN LETZTES MAL ZEITUNG
Die Frankfurter Rundschau berichtet über das Ende des Projekts. (So schließt sich der Kreis: Das Foto mit der Raumschaukel ist dabei das gleiche, wie im allererste Artikel über uns.)
" [...] Dass es mit der Raumsuche nicht geklappt hat, ist zum einen auf die Bedürfnisse des Multiversums zurückzuführen: genug Platz und keine allzu lärmempfindlichen Nachbarn. Es habe aber auch am Geld gelegen, erzählt ein Mitglied der Initiative: Mehr als 1000 Euro habe man im Monat nicht zahlen können. Er kritisiert deshalb auch die Stadtentwicklung: Offenbach sei zu teuer geworden, sodass nur Platz für „Kulturindustrie und Luxusbauten“ sei – Stichwort Gentrifizierung. Einen Ort für „Gegenkultur“ zu schaffen, sei „dringender denn je“. [...]"
http://www.fr.de/rhein-main/offenbach-kein-platz-fuer-gegenkultur-a-1418333
// LOST
Wer hat mich gesehen? Ich bin die Mobile Bar des Multiversums, und wurde vor circa 1 Woche aus einem Hinterhof aus der Bieber Straße entwendet (nähe alter Multiversumsstandort Bieber13). Ich bin 1 Meter Tief, ausgeklappt fast 3 Meter breit, und 1,50 Meter hoch und für eine Person eindeutig kaum alleine zu fahren.
Ich habe eine Schublade, ein Weinfach (bis 4 Flaschen), ein Handschuhefach, einen Klapptisch, eine Befestigungen für Wimpel und 4 Rollen.
Ich bin das einzige Objekt, welches schon da war, bevor wir wir einen Raum hatten.
Wer mich findet / sieht/ etwas weiß, gerne PM an uns!
// euer Multiversum
https://www.youtube.com/watch?v=J0c-nbW88to
// SCHWIERIGE RAUMSUCHE
Obwohl wir uns momentan Neu aufstellen, gestaltet sich nach dem Verlassen aus der Bieberer Straße 13 die Raumsuche in Offenbach ziemlich schwierig. Das gilt natürlich nicht nur für den Kulturbetrieb, sondern gerade für den völlig überhitzen Wohnungsmarkt. Die Frankfurter Rundschau hat gestern einen kleinen Absatz dazu geschrieben:
" [...] So ist derzeit etwa die Kulturinitiative „ Multiversum“ auf der Suche nach kostengünstigen Räumen. Die aus Kultur- und Politaktivisten bestehende Gruppe musste vor einigen Monaten ihr Domizil in der Bieberer Straße verlassen und ist seitdem ohne Bleibe. Ein großes Problem sei, dass die Stadt kaum Immobilien besitze, sagen die Aktivisten auf Nachfrage. Zwar hätten sie sich mit Vertretern des Liegenschaftsamts getroffen – gebracht habe dies aber leider nichts.
http://www.fr.de/rhein-main/alle-gemeinden/offenbach/kultur-in-offenbach-theaterverein-zieht-ins-capitol-a-1355849
// WAS WURDE AUS...?
Das Multiversum war nicht nur ein Treffpunkt für all die Träumer und verlorenen Seelen in dieser Stadt, sondern es haben sich auch zahlreiche Initiativen dort getroffen, und die Struktur genutzt. Ein kleiner Überblick, was aus den Gruppen mittlerweilegeworden ist.
1. Futterversum war die KüFa (Küche für Alle), die sich jeden Dienstag um sehr gutes und sehr günstiges Essen gekümmert hat. Mittlerweile kochen und dinnieren sie regelmässig in der HfG Kapelle. Immer Dienstags.
2. L OS - Offenbach Solidarisch, unsere Lieblingsstadtteilgruppe, hat sich nicht nur im Multiversum getroffen, sondern auch den ersten Infoladen Offenbach seit 20 Jahren eröffnet. Mittlerweile ist neuer Treffpunkt für emanzipatori***e Stadtteilpolitik der OFFcourse-Kiosk in Senefelderstr. 72; und zwar jeden 1. und 3. Dienstag im Monat um 19 Uhr.
3. Die Rote Hilfe Frankfurt AG Offenbach hatte in der Spätphase das Multiversum mit einer Beratungsstelle und Vorträgen genutzt. Sie versuchen weiterhin einmal im Monat eine Veranstaltung zu organisieren, was ohne feste Räumlichkeit doch recht schwer ist. Info zum nächsten Programmpunkt findet man hier:
http://rhffm.blogsport.eu/archives/category/offenbach
4. Die SJD-Die Falken OV Offenbach-Mitte haben mittlwerweile in einem sehr kleine Laden in der Geleitsstraße 78 einen neuen Raum zum Treffen gefunden: im Institut für urbane Perspektive.
5. Das Kriti***es Filmforum Offenbach hatte im Multiversum 3 Filmreihen gezeigt. Es hat zur Zeit keine neue Räumlichkeit.
Wie man sieht, sind fast alle Initiativen mehr oder weniger irgendwo suboptimal untergekommen. Man sieht aber auch, was ein mittelkleines Kunstkultur&politik Zentrum in wenigen Monaten in dieser Stadt doch so alles hervorgebracht hat. Das finden wir gut.
Multiversum