30/09/2021
Letzte Premiere der Theaterwochen in der ALTEN KAPELLE!
DER GUTE MENSCH VON SEZUAN
Bertolt Brecht
1./2. Oktober 2021, 18 Uhr
Informationen / Kursanmeldungen / Unterstützung
(030) 448 33 54
www.spiel-doch-selber.de
(Foto: Petra Weller / MEINE BÜHNE)
Die letzte Premiere der Theaterwochen!
DER GUTE MENSCH VON SEZUAN
von Bertolt Brecht
1. / 2. Oktober 2021
jeweils 18 Uhr
Vor genau 80 Jahren wurde das Stück von Bertolt Brecht veröffentlicht, 1943 erlebte es seine Uraufführung am Schauspielhaus in Zürich. Es gilt als (ein) Klassiker seines epischen Lehrtheaters. Brecht thematisiert darin den Widerspruch von Moral und Überleben, den (geradezu verzweifelten) Versuch, ethische Grundsätze unter allen Umständen aufrecht erhalten zu wollen.
Drei Götter kommen auf die Welt herab mit dem Auftrag, wenigstens einen GUTEN MENSCHEN ausfindig zu machen, damit die Welt weiterbestehen kann. Finden sie keinen, haben die Welt und die Menschen ihre Daseinsberechtigung verloren. Wang, der arme Wasserverkäufer aus dem Provinzstädtchen Sezuan, erwartet diese Ankunft der Götter sehnsüchtig und macht sich sofort auf die Suche nach einem würdigen Nachtlager für die hohen (anonymen) Gäste, jedoch vergebens. Niemand will die Fremden aufnehmen. Am Ende nimmt die junge Prostituierte Shen Te sie auf, und sagt dafür sogar ihre Freier ab, was auch konkret Einkommensverlust für sie bedeutet. Aus Dank (und nach götterinternen Diskussionen und Querelen) überlassen die Götter der Shen Te 1000 Dollar, die sie sofort in einen kleinen Tabakladen steckt, um nicht mehr als Prostituierte arbeiten zu müssen. Kaum hat sie jedoch ihren Laden eröffnet, füllt er sich mit allerlei Freunden, Bekannten, Nachbarn, Bedürftigen, Schnorrern, Menschen von der Straße, aus den Armenvierteln der engen Stadt. Sie bitten um Arbeit, um Geld, um Reis, um Unterkunft… Und Shen Te will helfen, muss helfen, es entspricht ihrer Natur, ihrer Überzeugung. Aber mit den kärglichen Einnahmen des Ladens kann sie nicht ausreichend geben und sie kann sich auch selbst nicht ernähren, wenn sie alles ausgibt. Sie ist in einer Sackgasse… Um sich Luft zu verschaffen und dem ausufernden Treiben Einhalt zu gebieten, verkleidet sie sich als Mann und tritt als ihr geschäftstüchtiger (geiziger) Vetter Shui Ta auf, der wieder Ordnung in den Laden bringt. Als sich aber Shen Te auch noch unsterblich in den arbeitslosen und durchaus draufgängerisch selbstsüchtigen Flieger Sun verliebt, der dringend Geld braucht, um nach Peking zu kommen und Postflieger zu werden, scheint ihre Welt vollständig aus den Fugen zu geraten…
Auch nach 80 Jahren sind die Fragen, kann man allen Menschen helfen, kann man die ganze Welt retten, muss man jedem Menschen, der vor der Tür steht, Brot und Obdach gewähren, soll man die Maschinerie der Almosen weiter anfeuern, die Barmherzigkeit als Lebensrettungsmodell für einen (geringen) Teil der Bedürftigen weiter lehren und leben, nicht ausreichend beantwortet. Ist es nicht besser, die Welt grundlegend umzuwälzen? Muss man nicht zunächst das SEIN existentiell verändern, damit dadurch das BEWUSSTSEIN neu (und besser) entsteht? Oder ist das alles verlorene Liebesmüh, weil der Mensch sich nicht ändern wird? Bohrende, durchaus schmerzende Fragen, die das Stück stellt, die das Leben uns allen stellt. Sind wir GUTE MENSCHEN?
Der Kurs hat nicht das gesamte Stück geschafft, das war zeitlich nicht möglich (durch die Probenunterbrechung), aber es ist ein Fragment geworden, was den Kern des Stücks freilegt. Es ist ein hartes Stück, es ist ein hartes Stück Arbeit gewesen, sich dem intellektuell und emotional zu nähern, ehe sich das Ensemble am Ende tatsächlich freispielen konnte. Und deswegen ist es dann auch noch sehr unterhaltsam geworden…
Es spielt das Ensemble des Projektkurses 12+.
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(030) 448 33 54
www.spiel-doch-selber.de
(Foto: Petra Weller / MEINE BÜHNE)