03/11/2020
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- english below -
Labor:
»Skin-Tone«
von Joshua Alabi und KiNiNso Koncepts, Lagos, Nigeria
Forschungsfrage: Farben, können sie nicht einfach nur schön sein?
Wusstest du das? An Orten wie Uganda, Kenia, Nigeria und anderen Teilen Afrikas würden sowohl Männer als auch Frauen ihre Hautfarbe, ohne mit der Wimper zu zucken, abschälen oder aufhellen lassen, wenn sie nur die Möglichkeit dazu hätten. Ich erinnere mich an meine Kindheit, an die großen Tanten und Onkel, die versuchten, ihre Hautfarbe zu ändern. Die afrikanische Gesellschaft, die diesen Akt nicht guthieß, bezeichnete diese Menschen abschätzig als »bleachers« (Bleicher) – die Beteiligten selbst nannten sich stattdessen »Toner« (Töner). Wo liegt das Problem? Geht es hier tatsächlich um die Unterschiede in der Hautfarbe oder doch eher um die Ideologien der Homogenisierung und Hierarchisierung, die der »Kolorismus«* mit sich bringt? Was geht Kindern durch den Kopf, wenn Themen wie Hautfarbe und race im Theater dargestellt werden? Kommt die Neugier vor dem Erstaunen oder umgekehrt? Wie sehen oder reagieren Kinder auf eine Vielfalt von Hautfarben im Kontext des Theaters oder der Kunst und wie können wir sie feiern?
Wir möchten erreichen, dass Kinder über Farben hinwegsehen können. Farben sind schön, sie bringen die Welt zum Leuchten und Funkeln. Aber nur Augen, die die Schönheit sehen, können Voreingenommenheit und Abgrenzung überwinden. Mit den Kindern wollen wir dunklere Haut feiern und gleichzeitig wollen wir helle Haut feiern. Wir werden zum Thema »SKIN TONE« arbeiten. Unsere Beschäftigung geht aus unseren Fragen und Gedanken zu Hautfarbe, Segregation, Bigotterie, Intoleranz, Beschränktheit und Separatismus hervor und wird inspiriert von unseren Überlegungen zu Nigeria, Afrika und Europa. Da das Theater ein Ort ist, an dem Menschen aus allen Kulturen und mit allen Hintergründen zusammenkommen, wollen wir diese Fragen und Themen mit den Kindern teilen und uns in einen Schutzraum des Geheimnisvollen, Heiligen, Einfachen und der Offenheit des Herzens zurück ziehen.
Joshua Alabi war mit seiner Produktion »Sandscapes« zu FRATZ International 2017 eingeladen, der Gruppe wurden jedoch die notwendigen Visa von den deutschen Behörden verweigert. Theater o.N. gab später gemeinsam mit anderen Akteur*innen, wie dem Starke Stücke Festival in Hessen eine Erklärung zu dieser Ablehnung ab und lud Joshua Alabi ein Jahr später als Beobachter zu FRATZ 2019 ein. Die Arbeitsbeziehung setzt sich in diesem Jahr mit dem SKIN TONE-Labor und der Teilnahme von Joshua Alabi und seinen Kolleg*innen von KiNiNso-Koncepts bei FRATZ 2020 fort.
Mit: Aniefiok Inyang, Oluchi Ukachukwu, Chinenye Chukwudi, Julius Obende, Joshua Alabi
Dramaturgische Beratung: Marie Yan
* Definition Kolorismus: Vorurteile oder Diskriminierung insbesondere innerhalb einer rassischen oder ethnischen Gruppe, die Menschen mit hellerer Haut gegenüber Menschen mit dunklerer Haut bevorzugt (übers. von Merriam Websters Dictionary). Viele schreiben die Prägung dieses Begriffs der Pulitzer Preisträgerin Alice Walker 1982 zu. | Nicht zu verwechseln mit dem im Deutschen auch verwendeten Begriff des Kolorismus im Kontext der Malerei.
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Laboratory:
»Skin-Tone«
by Joshua Alabi und KiNiNso Koncepts, Lagos, Nigeria
Research question: Colors, can it just be beautiful?
Did you know? In places like Uganda, Kenya, Nigeria and other parts of Africa both men and women wish to peel off their skin color or have it brightened within the blink of an eye, only if they had a chance. As a child, I remember the big aunties and uncles tried to change the color of their Skin. The African society in a bid to demean this act would tag some as »bleachers«, but instead, those involved would term themselves »toners«. Is the issue the differences of skin color or the ideologies of homogenization and hierarchisation colorism* carries? When topics of color and race are depicted in theater one wonders what runs through the mind of children. Does curiosity come before amazement or the other way round? How do the children see or react to the diversity of skin colors in the context of theater or arts and how can we celebrate it?
We intend to make the children see beyond the colors. Yes, colors are beautiful and they make the world glow and sparkling. But only eyes that see beauty can shun color bias and difference. Among children, we want to celebrate darker skin at the same time as we celebrate lighter skin. We will be working around »SKIN TONE« this idea being birthed from our questions and thoughts about skin color, segregation, bigotry, intolerance, narrowness, separatism using our reflections around Nigeria, Africa and Europe as inspiration. Theater being the place that brings everyone together from all cultures and background, we want to share these questions and topic with the children and find ourselves escaping into secrecy, sacredness, simplicity and openness of heart.
Joshua Alabi was invited to FRATZ International 2017 with his production »Sandscapes«, but his entry visa was denied by the German administration. Theater o.N. later issued a statement about this refusal and invited him a year later as observer of the 2019 edition of the festival. The relation continues this year with the SKIN TONE lab and the participation of KiNiNso-Koncepts, Joshua Alabi's ensemble and dance-theatre company.
With: Aniefiok Inyang, Oluchi Ukachukwu, Chinenye Chukwudi, Julius Obende, Joshua Alabi
Dramaturgical advice: Marie Yan
* Definition of colorism: prejudice or discrimination especially within a racial or ethnic group favoring people with lighter skin over those with darker skin (Merriam Websters Dictionary). Many credit Pulitzer Price Winner Alice Walker to have coined the term in 1982.