18/07/2020
Es ist umstritten, ob Viren leben. Die Mehrheitsmeinung in der Wissenschaft sagt, dass Viren nicht leben. Viren sind an der Grenze zwischen toter und lebender Materie.
Aber was sind eigentlich Viren, wie sind sie entstanden und warum sind sie so schwer zu bekämpfen?
Viren sind infektiöse Partikel, die in ihrem Kern ein Stück Erbinformation tragen. Auf diesem Stück Erbinformation ist der Bauplan für das Virus gespeichert. Das Virus selbst hat keinen eigenen Stoffwechsel. Es ist auf die Enzyme, das heißt auf die Eiweißwerkzeuge der Wirtszellen angewiesen. Viren befallen Pflanzen, Tiere, Pilze und Bakterien.
Wie Viren entstanden sind ist nicht abschließend geklärt. Es gibt aber eine Reihe von Hypothesen. Zum Beispiel, dass Viren aus dem Genom, also aus dem Erbgut eines Lebewesens ausgebrochen sind. Auch denkbar ist, dass Viren bereits existiert haben, bevor es überhaupt Zellen gab.
Gegen jede Hypothese bestehen es Einwände und es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Hypothesen. Was allerdings als einigermaßen gesichert gilt ist, dass Viren nahezu seit Beginn des Lebens existieren.
Wissenschaftler*innen haben die Gensequenzen verschiedener Virentypen von Pflanzen, Tieren und Pilzen verglichen. Die Gensequenzen deuten darauf hin, dass bereits der gemeinsame Urahn dieser drei Reiche des Lebens, also der gemeinsame Vorfahr von Pflanzen, Tieren und Pilzen von Viren befallen wurde. Das heißt, Viren begleiten das Leben bereits seit Hunderten von Millionen von Jahren.
Viren haben im Gegensatz zu Bakterien keinen eigenen Stoffwechsel. Das macht ihre Bekämpfung in vielen Fällen so schwierig. Zur Bekämpfung von Bakterien gibt es Antibiotika. Ein Antibiotikum vergiftet zielgerichtet bakterielle Enzyme. Für Menschen, die die entsprechenden Enzyme nicht haben, sind Antibiotika harmlos.
Ein Antibiotikum tötet alle Bakterien ab, die dieses Enzym besitzen. Ist es ein bei Bakterien weit verbreitetes Enzym, hat das Antibiotikum ein großes Wirkungsspektrum.
Viren bestehen hingegen nur aus der Erbinformation, einer Proteinhülle und manchmal noch einer Lipidmembran. Weil sie keinen eigenen Stoffwechsel haben, nutzen sie den Stoffwechsel einer Wirtszelle. Die Wirtszellen sind unsere eigenen Körperzellen und die wollen wir eigentlich nicht vergiften.
Trotzdem gibt es Medikamente, die zielgerichtet Virenbestandteile blockieren. Solche Medikamente müssen aber speziell für einen Virus designt werden und sind dabei nicht automatisch bei einem andern Virustyp wirksam. Deshalb ist bei Viren eine Impfung häufig der beste Weg.
Insbesondere bei Viren, deren Oberflächenproteine langsam mutieren. Ein Impfstoff muss aber spezifisch für einen Virustyp entwickelt werden. Sowohl die Entwicklung der Medikamente als auch des Impfstoffs benötigt Zeit.
In dieser Zeit müssen wir die Ausbreitung des Virus eindämmen. Dafür sind staatliche Maßnahmen nötig, aber auch die Bereitschaft möglichst vieler Menschen solidarisch mitzumachen. Der Staat braucht eine passende Teststrategie, muss ausreichend Schutzkleidung sicherstellen und benötigt gut ausgestattete Gesundheitsämter. Die Menschen müssen ihren Beitrag leisten, indem sie versuchen Abstand zu halten, Masken zu tragen und gefährliche Situationen vermeiden.
Inzwischen ist bei aller gebotenen Vorsicht erkennbar, in welchen Situation Infektionen wahrscheinlich sind. Es gibt drei Hauptübertragungswege: Schmierinfektionen, Tröpfcheninfektionen und Aerosole.
Für eine Ansteckung braucht es außerdem eine gewisse Menge an Virenpartikeln. An einem oder auch an zehn Partikeln steckt man sich nicht an.
Mittlerweile deutet alles darauf hin, dass Schmierinfektionen mit Abstand die geringste Rolle spielen. Davor kann man sich mit Händewaschen und guter Hygiene schützen.
Vor Tröpfcheninfektionen schützt Abstand und bei Aerosolen ein möglichst großes und stark bewegtes Luftvolumen. Deshalb macht es einen sehr großen Unterschied, ob sich Menschen im Freien treffen oder in kleinen, schlecht belüfteten Innenräumen.
Solange wir weder ein Medikament noch einen Impfstoff haben, bleibt die Bekämpfung der Pandemie eine gemeinsame solidarische Aufgabe von uns allen.