30/03/2022
In unserem ARCHITEKTURRAUM zeigen wir derzeit die Ausstellung "WAS IST MÖGLICH?" Kurator Uwe Jonas geht es dabei, um eine Ist-Beschreibung der aktuellen wohnungsbaulichen Situation in Berlin und mögliche Lösungsansätze. Wir freuen uns auf euren Besuch!
Was ist möglich? Seit Jahren steigen die Mieten und Kaufpreise für Wohnungen in immer schwindelerregendere Höhen. Das Angebot an bezahlbaren Unterkünften wird immer knapper und für einige zum Teil unerreichbar. Auch für diejenigen, die eine Wohnung haben, wird es immer schwieriger die steigenden Mieten zu bezahlen und mit der Angst umzugehen, die eigene Wohnung zu verlieren - aus welchen Gründen auch immer. Wir wollen angesichts dieses Problems nach Möglichkeiten suchen, die bereits irgendwo auf der Welt realisiert wurden und uns beispielhaft einen Weg für eine Lösung weisen könnten.
In Berlin und überall ist Wohnen teuer und wird immer teurer. Möglichkeiten aber neue Wege zu beschreiten, zum Beispiel durch Baugruppen, Genossenschaften, Kleinstwohnungen bzw. -häuser oder klassische Sozialbauten ist faktisch nicht mehr vorhanden, da die Preise für Boden und Bau ins unermessliche steigen. Alle die nicht das Glück hatten über genügend Mittel zu verfügen, um Eigentum zu erwerben oder dies schlicht nicht wollten, werden zunehmend mit der Frage konfrontiert, wie sie weiterhin die Kosten für ihre Wohnung aufbringen können. Die Menschen, denen das nicht mehr gelingt, finden sich schnell am äußersten Rand der Gesellschaft wieder. Das sind diejenigen, die uns nach Geld in der U-Bahn fragen, auf der Straße kampieren oder mit Einkaufswagen ihre Habseligkeiten transportieren. Eine Ausstellung in München fragte zuletzt folgerichtig: „Wer ist der Nächste?" (Architekturmuseum TUM, bis 6. Februar 2022) Darüber hinaus fragen wir: „Was dann?“
Zwar gibt es Lösungswege, wie Gesellschaften mit der Obdachlosigkeit umgehen können, in dem sie alternative Wohnmöglichkeiten schaffen, sogenannte inklusive Projekte, die Überschneidungen der „normalen“ mit den „gescheiterten“ Lebenswelten erlauben. Ein Beispiel dafür ist das Wiener „VinziRast-mittendrin“ von gaupenraub+, die Obdachlose und Studierende gemeinsam unterbringen und darüber hinaus ein öffentliches Café im Gebäude etablieren, was in die richtige Richtung weist. Doch dies sind Einzelmaßnahmen. Ein Augenmerk muss daher auf die individuellen Lösungswegen gelegt werden, d.h. informelle Wohnstätten an den Rändern von verwertbaren Flächen, die gerade in Berlin immer weniger werden. In der Ballung als „Slum“ bezeichnet, können diese irregulären Bauten durchaus ansprechende Siedlungen bilden - und vorübergehend lebenswert, ja sogar idyllisch sein.
Eine Lösungssuche für obdachlos gewordene Menschen, die den vielfältigen Härten dieser Situation ausgesetzt sind, steht an. Es gilt neu zu denken und neu zu bauen: Wie wäre es mit der Bebauung des Tempelhofer Feldes? Wie viele Menschen könnten dort unterkommen? Und wie kann auch im Hinblick auf die „Klimawende“ in Zukunft sinnvoll gebaut werden? Hier ist sicher das Projekt auf dem ehemaligen Flughafen Tegel, das Schumacher Quartier, wegweisend. Es bleiben viele Fragen, aber wir müssen überlegen, wie die Zukunft des Wohnens in Berlin aussehen kann.