24/09/2017
Liebe alle, hier wieder ein Veranstaltungstip. Kommt ins CLB Berlin - Architektonische Visionen, Biografien, Geschichten und ein kaltes Bier. Freue mich auf euch! Sally Below
Herzliche Einladung zum Vortrag von Kayoko Uchiyama und Peter Ruge über den japanischen Architekten Seiichi Shirai am Dienstag, 26. September um 19.30 Uhr im CLB Berlin
Wenn Europäer an japanische Architektur denken, fallen ihnen in erster Linie die imperiale Kaiservilla Katsura in Kyoto, der Ise-Schrein oder die Architekten der (Post-)Moderne wie Kenzo Tange, Tadao Ando, Arata Isozaki und Kazuyo Sejima ein. Der Connaisseur mag da noch Tanizakis Lob des Schatten hinzufügen wollen. Zu dieser Perzeption der japanischen Bauästhetik wurden diese durch Bruno Taut verführt, der Katsura in den 1930er Jahren wiederentdeckte. Für Taut verkörperte die Villa die japanische Kultur der funktionalen Einfachheit, Klarheit, Schönheit – das Paradigma der Moderne in der Moderne.
Doch es gibt auch auch andere Biografien der japanischen Moderne, die in Europa (bislang) unentdeckt geblieben sind. Seiichi Shirai zum Beispiel, 1905 in Kyoto geboren und 1983 gestorben, studierte in den 1950er Jahren Architektur in Kyoto und schrieb sich dann an der Universität Heidelberg für (Kantische) Philosophie ein. Zurück in Japan, nahm Shirai aktiv am Diskurs der Nachkriegsmoderne teil, sah jedoch den Ursprung der japanischen Architektur in der Jomonzeit (13.000 bis 2.300 v. u. Z.). Er positionierte sich früh zum kulturell-immanenten Raum und seinem Potenzial der geistigen Tiefe und war mit dem Projekt Genbakudo der einzige japanische Architekt der Moderne, der die Traurigkeit des Nuklearzeitalters ausgedrückt hat. Es ist jetzt an der (postmodernen) Zeit, sich mit Seiichi Shirai zu befassen.
Nach dem Vortrag ist Zeit für Gespräche und Getränke.
Hinweis zum Veranstaltungsort CLB:
Der Haupteingang befindet sich auf der rechten Seite des Aufbau Hauses im Erdgeschoss und ist direkt vom Gehweg in der Oranienstraße zugänglich (große Schaufenster).
DIE REIHE
Biografien der Moderne ist eine Veranstaltungsreihe von
ski stadtkultur international ev, konzipiert von Moritz Henning mit Dr. Eduard Kögel.
Die Reihe spürt in Süd- und Südostasien Leben und Werk prägender Architekten nach und fokussiert dabei auf die 1950er und 1960er Jahre. Wie in Europa war diese Zeit auch vielerorts in Asien von einer gesellschaftlichen Aufbruchstimmung geprägt, die sich in Architektur und Stadtgestaltung lesen lässt. Darin spiegeln sich nicht nur individuelles Interesse und Können ihrer Architekten wider, sondern ebenso fachliche Netzwerke, politische Verhältnisse, gesellschaftliche Bedingungen oder technische Errungenschaften. Bis heute finden sich Bauten dieser Epoche in den Städten Asiens, die jedoch von der wirtschaftlichen Dynamik Asiens und einer Neudefinition kultureller Identität bedroht sind. Vor diesem Hintergrund wird auch die aktuelle Rezeption dieses baulichen Erbes Gegenstand der Diskussion sein.