30/06/2021
Wir erklären uns solidarisch!
Danke Roschinsky´s für die Worte!
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Geduld und Hoffnung werden zu Ratlosigkeit und Wut
Seit über einem Jahr sitzen wir im Boot der Pandemie. Seit über einem Jahr haben wir- das Team des Roschinsky´s alles versucht, um das Rosch und unser Team durch diese Zeit zu manövrieren. Wir haben unser Schiff „sicher“ gemacht. In Zeiten in denen das Gesundheitsamt selber nicht in der Lage war Kunden zu empfangen, da sie die Sicherheitsvorkehrungen, wie Trennwände etc. nicht umsetzten konnten. Jede neue Verordnung mussten wir selber mit immer neuen Regeln für die Crew und die Gäste füllen. Ein Schiffsicherheitsgesetz gab es nicht- aber ein Logbuch sollten wir führen. Wir sind in neue und für uns unbekannte Gewässer aufgebrochen und haben den DJ und die Tanzfläche gegen einen Biergarten getauscht. Als der Sturm erneut aufbrauste, haben wir Anker gesetzt und die Schotten dichtgemacht, um uns und Euch zu schützen. Durch diese Zeit hat uns unsere Hoffnung getragen. Die Hoffnung mit Euch die Nächte wieder durchfeiern zu können. Das zu tun, was wir Lieben! Wir haben Geduld bewiesen. Denn natürlich ist man geduldig, wenn es um die Sicherheit der Crew und der Gäste geht. Nun aber stellen wir fest, dass unser Schiff anscheinend in einem Hafen steht, der mit aller Macht ein Erneutes setzen unserer Segel verhindern möchte.
Während in anderen Häfen schon wieder gefeiert und mit Testung sogar getanzt werden darf, ist dies in unserer Hafenstadt nach wie vor verboten. Während es in anderen Häfen, sowie wie es sich für eine Hafenstadt gehören würde, keine Sperrstunde gibt, da die Inzidenzen es erlauben, gilt bei uns nach wie vor die Sperrstunde. Diese Sperrstunde ist es, die dafür sorgt, dass die Hafenbars und dem was das Tor zur Welt ausmacht, das Gesicht verliert. So schwindet langsam die Hoffnung. Denn auch das Fahren durch sicherere Gewässer, wird uns genommen.
Den Biergarten auf den Sondernutzungsflächen erneut zu eröffnen, wurde uns nur bis 22.00 gestattet- wegen der Lärmbelästigung. Da wir aber erst um 20.00 öffnen und aus dem letzten Jahr wissen, dass ein früheres Ankerlichten auf dem Berg keinen Sinn macht, so verhindert diese Zeit ein Auslaufen. Um 22.00 geht es auf dem Berg erst los. Frühestens. Und dies, obwohl es auf dem Kiez nie eine Sperrstunde gab und der Hamburger Berg zum Vergnügungsviertel Hamburgs zählt.
Auch Schirme dürfen wir nicht aufstellen. Wegen der Leichtigkeit des Verkehrs. Jeder geparkte Sprinter nimmt mehr Sicht, als ein aufgespannter Schirm es je könnte. Aber Schirme sind ja auch nicht wichtig- in Hamburg regnet es ja nicht.
Von Woche zu Woche, von Monat zu Monat sitzen wir auf unserem Schiff und warten auf neue Gesetze. Gesetze die entweder stillschweigend nicht verändert werden oder Gesetze welche so konzipiert sind, dass sie durch ihren Aufbau das Segelsetzen verhindern. Gesetze die es in anderen Bundesländern in dieser Form nicht gibt.
Bars sind, laut unseren Regierenden, ein: „Besonders gefahrengeeignetes Betriebsmodell zur Nachtzeit“. Ab 23.00 scheinen, zumindest laut Hamburger Senat, gefährliche Strömungen aufzutreten, welche es bis zu dieser Uhrzeit nicht gibt. Menschen die feiern möchten, die nach über einem Jahr wieder soziale Kontakte leben möchten, wird kein sicherer Raum geboten. Sie werden zu Piraten, denn viele Hamburger gehen nicht um 23.00 brav ins Bett. Stattdessen werden sie durch den Stadtpark gejagt.
Während unsere Crew ohne Arbeit dasteht und die Kosten dafür, sowie für die Überbrückungshilfen unweigerlich auf die Bevölkerung übergehen werden, welche gleichfalls auch die Kosten für die immer wiederkehrenden Polizeieinsätze tragen werden muss, versteckt sich der Senat im Schifffahrtsamt und ist nicht bereit, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und Lösungen zu finden, welche die Sicherheit aber auch das Überleben der Schiffe und ihrer Crews sichert.
So wird die Geduld zur Wut. Ratlos stehen wir vor den Ansagen, das genau die Stadtteile, die Erfahrungen im Umgang mit einem hohen Menschenaufkommen haben, die schon immer für die Sicherheit ihrer Besucher sorgten, plötzlich zu Hotspots erklärt werden, obwohl selbst das Amt zugegeben hat, dass hier nichts „Hot“ gewesen ist. Die unfreiwilligen Piraten lassen sich das feiern nicht nehmen. Sie weichen aus. In Stadtteile und an Orte, an denen es keine „Gästelisten“ gibt. An denen niemand für die Sicherheit sorgt. Auf Plätze an denen sie mündig entscheiden dürfen ob und wann sie ein Bier trinken. Das der Senat weiterhin an seinem Kurs festhält, macht uns traurig! Die Ungleichbehandlung gastronomischer Betriebe, die Entmündigungen der Bürger erscheinen uns mittlerweile als willkürlich. Verlässt man unseren Hafen, legt in Kiel, Rostock oder im Binnenhafen von Hannover an, so kannst Du tanzen gehen, so kannst Du feiern. Da scheinen andere Strömungen zu fließen. In Hamburg kann man in ein Restaurant gehen, man kann auch Kaffee trinken, vielleicht auch einen Sundowner. Aber das, was immer ein Teil des Hamburger Lebens war, was jede Generation gelebt und geliebt hat, das gibt es zurzeit nur illegal. Das Hamburger Nachtleben!
Ob wir unser Schiff verlassen? NEIN! Wir werden alles dafür tun, dass wir unsere Segel wieder setzen können und mit Euch gemeinsam in die Nächte schippern können.
Auf Ihr Piraten, holt Euch den Kiez zurück.
Wir wollen einen Hamburger Senat und einen Hamburger Bürgermeister die verantwortungsbewusst, aber auch kreativ und vorausschauend arbeiten. Die, die Sicherheit der Menschen schützt, aber den Menschen, die feiern möchten auch eine sichere Möglichkeit bietet und sie nicht kriminalisiert. Was in anderen Häfen möglich ist, sollte, gerade in Hamburg, auch möglich gemacht werden. Einen Senat, der sich an seine Aussagen hält und ALLE Hamburger im Blick hat.