
10/02/2021
Sehr geehrte Ministerpräsidenten/Innen, Bundeskanzlerin, Wirtschafts- und Arbeitsminister,
bitte nehmen Sie sich doch einfach mal gerade 2-3 Minuten Zeit und hören Sie uns zu. Für uns wäre das so verdammt wichtig. Wir sind Gastronomen/Innen mit Herz und Seele, wir sind vielfältig wie keine andere Branche, wir sind häufig sauer und polternd gewesen in den vergangenen Monaten, aber wir sind nicht doof. Wir sind clever genug um zu erkennen, dass es unsere Branche mit am allerhärtesten getroffen hat und noch lange treffen wird. Wir wissen dass wir auch bis Ostern nicht öffnen dürfen werden und wenn uns eine Mutante mit Wucht treffen sollte, dann vielleicht tatsächlich nicht vor Pfingsten. Uns zittern die Hände während wir das Schreiben, aber wir möchten heute mal versuchen etwas Haltung zu bewahren.
Wir gehen dieses riesige Opfer mit, wir sehen dabei zu wie sich auf unseren Stühlen und Tischen Staub ansammelt, wir checken unsere Mails und es kommen selbst für den Herbst keine Reservierungen mehr rein, wir leihen uns Geld bei unseren Eltern und Freunden, uns werden die Konten von Krankenkassen oder dem Finanzamt gesperrt, ein großer Teil von uns ist hart verschuldet weil die Hilfen von November noch nicht da sind, manche von uns werden langsam verrückt, wieder andere bekommen Mietverträge gekündigt und der/dem ein oder anderen versagt mittlerweile wirklich jede Lebensenergie. Es sind teils dramatische Nachrichten die uns erreichen - auch und gerade wegen der so lange anhaltenden Ungewissheit.
Wir haben uns das alles teilweise über Jahrzehnte aufgebaut, wir haben unseren Teil zum Wohlstand dieses Landes beigetragen, wir haben Deutschland für Touristen aus der ganzen Welt ein sympathisches Gesicht gegeben, wir haben tagtäglich 10 bis 16 Stunden geackert und wir haben uns sehr selten beschwert. Sehr selten beschwert, obwohl es uns schon vor der Pandemie nicht gut ging.
Wir kommen jetzt zu unserer eindringlichen Bitte, eher einem Flehen nach Gerechtigkeit und Anerkennung. Es fällt uns sehr sicher nicht leicht nach Recht zu betteln, aber auch diese Hürde der Würdelosigkeit übersteigen wir an dieser Stelle:
Sehr geehrte Ministerpräsidenten/Innen, Kanzlerin, Wirtschafts- und Arbeitsminister, wir benötigen einen Plan. SOFORT.
1)
Unsere entstehenden Kosten müssen rückwirkend zu 100% übernommen werden. Alles Andere ist komplett indiskutabel und führt uns alle in tiefe Schuldenkreisläufe. Aktuell sollen nur 90 % ausgezahlt werden.
2)
Unsere Aushilfen müssen bezahlt werden.
3)
Unsere Festangestellten haben im November zum zweiten Mal bei 60% Kurzarbeitergeld angefangen. Das geht nicht, auch hier müssen volle Löhne gezahlt werden. Unsere Angestellten laufen uns gerade in andere Branchen davon, die bekommen wir nie wieder. Der Facharbeitermangel bestand bereits vor Corona.
4)
Unternehmerlöhne müssen mit beantragt werden können. Wovon sollen wir sonst leben? Zum Beispiel aus dem Mittelwert von 2019 und abzgl. dem was man ggf als Geschäftsführer über das Kurzarbeitergeld bekommt.
5)
Wir möchten alle wieder öffnen, aber nicht um jeden Preis und mit einer Ankündigung zwei Tage zuvor. Wir benötigen zwei Wochen Vorlauf und wir benötigen die Garantie dass wir nicht ein paar Tage später wieder schließen werden. Das wäre der endgültige Tod.
6) Setzen Sie Tod und Teufel in Bewegung, dass die Hilfen für November und Dezember ausgezahlt werden. Und verändern Sie sofort, dass die Gelder der Überbrückungshilfe III, geltend von Januar bis Juli, erst im März bezahlt werden sollen. Wir brauchen jetzt Liquidität. Wie sollen wir wieder 2-3 Monatswechsel vorstrecken?
Wir sind da für dieses Land und wir nehmen diese Pandemie sehr ernst. Genau aus diesem Grund ist die Gastronomie auch ein sicherer Ort als sehr viele private Wohnzimmer.
Wenn Sie ihr Schnitzel, ihren Café, ihr Bier oder ihre Spätzlepfanne weiterhin in der heimischen Gastronomie genießen möchten, dann helfen Sie uns JETZT und setzen unsere mehr als berechtigten Forderungen SOFORT um. Wenn nicht, dann wünschen wir Ihnen schon jetzt viel Freude mit großen Ketten, die weder unser Handwerk beherrschen, noch in Zukunft ihre Steuern hier bei uns bezahlen werden.
Für beide Seiten und für die Zeit nach Corona, wäre es wirklich besser, wenn es uns alle noch gäbe und jemand übrig bleibt der Sie noch wählen mag.
Zusammen sind wir stärker.
Liebe Grüße und gute Verhandlungen wünscht Ihnen aus Köln für ganz Deutschland
Die IG Kölner Gastro e.V.
Noch eine Bitte an euch alle: Teilt den Beitrag was das Zeug hält✊.