27/03/2013
Die Kreativen Köpfe im Wilhelmstadt-Magazin!:
"Ins ehemalige Optikergeschäft in der Adamstraße 13 ist wieder Leben eingekehrt. »Kreative Köpfe« steht in bunten Buchstaben auf einem Papier, das am Schaufenster klebt. Auf einem anderen steht: »Improvisationstheater, jeden Mittwoch 18 Uhr«. Dauernd öffnet und schließt sich die Tür, und der Besucher sieht selbst, was sich drinnen abspielt. Stühle werden gerückt, Gäste kommen an, ein Mädchen sitzt auf einer flachen, schwarzen Bühne, die etwa drei mal drei Meter misst, ein junger Mann klimpert auf einer Gitarre. »Wir spielen Improvisationstheater«, erklärt Simona Theo harova, eine 26-Jährige, die eine starke Präsenz ausstrahlt, ohne aufdringlich zu wirken. »Das bedeutet, dass wir spontan spielen. Es gibt eine Idee, die zum Beispiel als Stichwort zugerufen wird, und wer auf der Bühne steht, setzt sie ohne Vorbereitungen um.« Inzwischen tummeln sich etwa 30 Menschen im Raum, einige von ihnen gehören zu einer Theatergruppe, die Simona anleitet. Die anderen sind Schaulustige und Nachbarn. Dann beginnen Lockerungsübungen. Alle, die gleich spielen werden, stellen sich in einen Kreis, schütteln Arme und Beine und machen sich warm. Dann fängt das Spiel an: Ein Mädchen und eine Frau betreten die leere Bühne, jemand ruft ihnen das Wort »Museum« zu. Plötzlich ist die Bühne ein Museum. Die beiden sehen versunken imaginierte Bilder an, improvisieren einen Dialog, der an absurdes Theater erinnert und planen einen Kunstraub. Dann klatscht jemand. Das heißt, dass er einen Einfall hat und übernehmen will. Er löst das Mädchen ab. Danach wird wiederum er abgelöst. Und so entwickelt sich während des Abends ein sehr bewegliches Stück, bei dem oft gelacht wird. Jeder kann mitmachen. Auch wer nicht zur festen Gruppe gehören, kann jederzeit eingreifen. Hinter dem lebendigen Treiben steht eine Gruppe von vier Mitstreitern: Simona Theoharova, Kjell Pirschel, Marcel Frank und Shari Achterberg, die sich »Kreative Köpfe« nennen und in Spandau kulturelle Projekte auf den Weg bringen wollen. Sie sind Teil des Projekts »Junge Pächter«, das seine Wurzeln im Kulturzentrum Schlesische Straße 27 hat. Die Grundidee ist, dass berlinweit junge Pächtergruppen temporär leer stehende Gewerbef lächen zu Projekträumen umfunktionieren: zum Tanzen, Spielen, Tüfteln oder Experimentieren. In verschiedenen Stadtteilen sind mittlerweile sechs Pächtergruppen am Werk, finanziert vom Berliner Projektfonds für kulturelle Bildung. Die Förderung läuft noch bis August 2013. Die Spandauer Pächtergruppe – die Kreativen Köpfe – hatte sich im vorigen Jahr gegründet und bespielte zunächst ein Ladenlokal in der Neustadt. Im Januar entdeckten sie das verwaiste Optikergeschäft in der Wilhelmstadt. Das Geschäftsstraßenmanagement hatte das Schaufenster im Zuge einer Leerstandsaktion großflächig mit einer weißen Welle beklebt, um die Blicke auf das vakante Objekt zu lenken: mit Erfolg. Die Kreativen Köpfe nahmen Kontakt zum Vermieter auf und bekamen den Zuschlag. Dann renovierten sie, schliffen Dielen ab, richteten eine Küche ein und besorgten Sitzmobiliar. Die JugendTheaterWerkstatt Spandau, die dem Projekt beratend zur Seite steht, lieh eine Bühne. Jetzt wirkt das Ladenlokal freundlich und heimelig. Nicht zu perfekt – gerade so, dass es einlädt, etwas auszuprobieren. Außer dem Theater wirkt hier noch eine Fotogruppe, die monatlich wechselnd Fotoarbeiten ausstellt. Und jeden dritten Mittwoch im Monat laden die Kreativen Köpfe zu einem offenen Treffen ein. Alle, die eine Idee haben, die erprobt und ins Leben geworfen werden will, können kommen und diese vorstellen. Und vielleicht bietet Optiker-Paul ja bald Raum für neue Videokunst, ein Kochprojekt, eine Erzählwerkstatt oder Musik. Auch der Vermieter Michael Braun von der IVB Immobilien und Hausverwaltung freut sich über die neue Nutzung. »Die Räume standen ein Jahr lang leer«, sagt er. Ihr Zustand sei schlecht gewesen. Jetzt riecht es nach frischer Farbe und die Tür steht wieder offen. Vor allem freut ihn, dass mit den »Jungen Pächtern«, die nun vorerst bis zum 31. August reguläre Mieter sind, junge Kunst und Kultur in die Adamstraße einziehen. Das passe zur Wilhelmstadt. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung."
Tina Veihelmann
Adamstr. 13, jeden Mittwoch:
Offene Probe des Impro-Theaters, ab 18 Uhr, jeden 2. Mittwoch im Monat: Impro-Theater Show ab 18.30 Uhr, jeden 3. Mittwoch im Monat: Offenes Treffen der Kreativen Köpfe, 17.00 Uhr.
28.3., 18 Uhr: Vernissage der Fotoausstellung »Around the World« – Fotos aus verschiedenen Ländern und Städten Angeboten werden außerdem Portrait-Shootings im Laden oder auch draußen »on location«.
Kontakt: [email protected]