Merkur, Nr. 875, April 2022
ESSAY
Die „Climate-Justice“-Bewegung mobilisiert die Dritte Gewalt für ihre Ziele, wodurch sich die Rolle der Gerichte zunehmend ins Allzu-Politische verlagert. | Wenn das Bundesverfassungsgericht in seinem Klimabeschluss die Freiheitsrechte in den Vordergrund rückt, erkennt es damit auch die Zeitstruktur der menschlichen Freiheit an. | Im Jahr 1741 möchte ein Preisschriftenwettbewerb der Akademie von Bordeaux wissen, wer alles schwarz ist und weshalb.
KRITIK
Egal ob minimalistisch und elegant im neuen Film von Maggie Gyllenhall oder plüschig und penetrant fröhlich in der Online-Welt der „mommy blogger“, beide Fronten inszenieren Mutterschaft in einer polierten und verlogenen Ästhetik. | Die Europäische Union ist in eine neue Phase der „Integration durch Recht“ eingetreten. Integrationspolitik wird durch Uminterpretation des Europarechts betrieben. | Mit Joan Didions Tod verlieren wir eine Frau, die Zeugenschaft von unserer Zeit ablegt, nicht immer unwidersprochen, nicht immer gerecht, aber unentbehrlich.
MARGINALIEN
Das romantische Nachdenken über den Begriff der Nachhaltigkeit geht weit über rein utilitaristische Argumente hinaus und nähert sich dem, was heute „deep ecology“ heißt. | Nicht nur die Corona-Pandemie zeigt, dass bei der Identifikation von Bürger und Demokratie auf eine Massenerziehung durch politische Akteure gesetzt wird. | Hi**er face-à-face mit Wilhelm von Preußen: Ein Schnappschuss des Berliner Fotografen Georg Pahl zeigt, wie authentische Fotografien dennoch falsche Bilder liefern können. | Als sie nach Monaten bei ihrer Freundin, einer Geigenbauerin, wieder ein Cello anspielte, hatte das Instrument geklungen als sänge, als jubiliere es, als sei sie selbst Klang. | Andere Leben als meine sind wunderbar, weil das Wiederfinden in der Fiktion nur so lange anhält, wie ich zuschaue.
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