Bemerkungen
dear smallest letter! dachte grad, ist es gerecht, dass wir dich ständig übersehen, da schallte jemand: jot this down! so schrieb ich, wie ums leben, grimmig eben, hui, im nu, und spürte schon den speer dazu, den ritterlichen stoß auf deine brust, als der geheimrat brüllte: schluss! von einem wort lässt sich kein jota rauben! meinst du, man kann ihm glauben? just ihm? herzlich, ota.
Ich ergänze ein weiteres *herzlich*, nämlich das, mit dem ich meine Glückwünsche zum Geburtstag an Uljana Wolf sende. Die gerade gekürte Gewinnerin des Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie #Sachbuch wird heute 43 Jahre alt, ihr ausgezeichnetes Buch »Etymologischer Gossip«, bei Kookbooks erschienen, ist auch wieder lieferbar ☺️🎉
Warum sich dessen Lektüre lohnt, erfahrt ihr im Text zur Preisverleihung der Leipziger Buchmesse:
https://www.intellectures.de/2022/03/17/ein-dreifaches-hoch-auf-die-uebersetzung/
Im Bücherkaufrausch: #Indiebookday2022 ist zwar erst morgen, wir waren aber schon in den letzten Tagen in unabhängigen Berliner Buchhandlungen (und auf der Buchmesse popup) unterwegs und sind mit gut gefüllten Einkaufstaschen voller literarischer Schätze aus kleinen, feinen Verlagen zurückgekehrt. Ein schönes Indiebook-Wochenende wünschen: Die Kirchner-Damen!
Im Gepäck haben wir:
Uljana Wolf: Etymologischer Gossip (erschienen bei Kookbooks, gekauft beim Verlag höchstpersönlich auf der Buchmesse popup)
Arne Ra******rg (Text) & Katrin Stangl (Illustration): fünfzehn kilo kolibri. gedichte zum abheben (erschienen im Peter Hammer Verlag, erworben bei Krumulus)
Joshua Cohen: Witz (aus dem Englischen von Ulrich Blumenbach, erschienen im Verlag Schöffling & Co., gekauft bei Schwarze Risse )
Fernanda Melchor: Paradais (aus dem mexikanischen Spanisch von Angelica Ammar, erschienen im Verlag Klaus Wagenbach , gekauft in der Kommedia Buchhandlung )
Nina Kunz: Ich denk, ich denk zu viel (erschienen im KEIN & ABER VERLAG , gekauft im buch|bund)
Ursula Knoll: Lektionen in dunkler Materie (Edition Atelier , erstanden in der Ludwig Wilde Buchhandlung )
Domenico Müllensiefen: Aus unseren Feuern (erschienen im Kanon Verlag, gekauft in der Buchhandlung Anakoluth)
Schön war’s gestern!
Auch heute gibts noch mal richtig viel Lyrik! 15 Lesende aus den unterschiedlichsten Verlagen. Unter anderem sind die Lyrik-Empfehlungen zu Gast. Und alles wie immer digital und kostenlos hier:
www.lyrikbuchhandlung.de
Mit Büchern aus den Verlagen: edition AZUR, Kookbooks, Wunderhorn Verlag, hochroth Verlag München, Edition Rugerup, Edition Korrespondenzen, Hochroth Bielefeld, hochroth Verlag Berlin, Axel Dielmann Verlag, Verlagshaus Berlin, Diogenes Verlag und Edition Melos
Danke an Deutscher Literaturfonds, Haus für Poesie, Lyrik Kabinett München, Deutscher Bibliotheksverband e.V. und Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung für die Unterstützung
Herzlichen Glückwunsch an Tomer Gardi, Uljana Wolf und Anne Weber, sowie die Verlage Literaturverlag DROSCHL, Kookbooks und Wallstein Verlag!
Es gibt da drei Texte, die haben heute einen Preis bekommen. Und auch, wenn die namensgebende Messe nicht im geplanten Rahmen stattfindet, ist der Preis der Leipziger Buchmesse nicht weniger beachtens- und die Texte der Preisträger*innen nicht weniger lesenswert.
Applaus geht raus an Anne Weber (ausgezeichnet für ihre Übersetzung von "Nevermore" von Cécile Wajsbrot Wallstein Verlag), Uljana Wolf (ausgezeichnet für "Etymologischer Gossip: Essays und Reden" Kookbooks) und Tomer Gardi (ausgezeichnet für "Eine runde Sache" Literaturverlag DROSCHL)!
Wir freuen uns auf heute Abend!
Die Lyrikbuchhandlung zusammen mit edition AZUR, Poetenladen, Edition Rugerup, Wunderhorn Verlag, Kookbooks und Verlagshaus Berlin heute analog im Börsenblatt,
HEUTE ABEND ALLERDINGS DIGITAL! Und zwar hier LYRIKBUCHANDLUNG DONNERSTAG
Zur kostenlosen Zoom-Veranstaltung:
www.lyrikbuchhandlung.de
Yeah! Happy to announce:
Am 17. und 18. März 2022 findet wieder die Lyrikbuchhandlung statt – wie letztes Jahr bereits erprobt: ONLINE.
Hier findet ihr schon jetzt das Programm:
https://www.lyrikbuchhandlung.de
mit ihren Autor*innen dabei sind:
Aphaia Verlag
Axel Dielmann Verlag
Diogenes Verlag
edition AZUR
Edition Korrespondenzen
Edition Melos
mosaik - Zeitschrift für Literatur und Kultur
Edition Rugerup
ELIF VERLAG
gutleut verlag
hochroth Verlag Berlin
Hochroth Bielefeld
Hochroth Heidelberg
Hochroth Leipzig
hochroth Verlag München
Kookbooks
Mitteldeutscher Verlag
Parasitenpresse
Poetenladen
Verlag Reinecke & Voß
Roughbooks
Verlagshaus Berlin
Wunderhorn Verlag
WENN ICH MEINEN GEBURTSORT NENNE
Von Yevgeniy Breyger
Wenn ich meinen Geburtsort nenne, weiß mein Gegenüber damit meistens nichts anzufangen. Die besagte Stadt auf den Fotos ist Charkiw, ehemalige Hauptstadt und zweitgrößte Stadt der Ukraine. Nach Deutschem Ausmaß: lediglich bevölkerungsärmer als Berlin, das wars dann auch schon. Sie beinhaltet 42 (!) Hochschulen und Universitäten (Berlin zum Vergleich 30), unzählige Museen, Galerien und ein reiches Kulturleben einschließlich einer literarischen Landschaft, die ihresgleichen sucht.
Kiew, hätte "man" wohl schon gehört, aber sonst in der Ukraine leider nichts – Wohlgemerkt ist das dabei bloß der russischsprachige Name dieser Stadt – ach ja, noch die Krim kenne "man". Wie andere, so begleitet auch diese Unwissenheit, Unbildung, Unklugheit, Dummheit, Ignoranz ein Gros der deutschen Bevölkerung ein Leben lang.
Bisher hatte ich das Gefühl, dieser Tatsache mit Ruhe, ein wenig von oben herab, mitleidig begegnen zu können. Das mag daran gelegen haben, dass meine Empfindungen der Ukraine gegenüber stets indifferent gewesen sind. Als meine Familie und ich Ende der Neunziger als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland zogen, glaubten wir in der Ukraine nicht nur Verarmung sondern auch Nationalismus und Antisemitismus hinter uns zu lassen. Lähmenden, handlungsunfähig machenden Antisemitismus erlebten meine Großeltern und Eltern in der ehemaligen Sowjetunion, später in der Ukraine, wie auch ich als kleines Kind mit dem elterlichen Auftrag, unsere jüdische Herkunft möglichst geheim zu halten, um Konflikten in der Schule aus dem Weg zu gehen.
Ich kann euch die Pointe verraten: Deutschland, das Mörderland, das sich so gern begrifflich von "Nazideutschland" abtrennt und glaubt, sich dennoch damit rühmen zu können, dessen Gegenteil zu sein, hat mich persönlich mit weit schlimmerem Antisemitismus getroffen. Überraschung! Dieses Deutschland rühmt sich weiterhin als Friedensengel, diplomatische Instanz und Stimme der Vernunft. Nicht nur, dass es keine Waffen an die Ukraine übergibt, es blockiert Waffenübergaben anderer Länder (Zum Beispiel Estland, das alte Waffen, die ihm von Finnland geschenkt wurden, die Finnland wiederum vor Jahrzehnten von Deutschland bekommen hat, der Ukraine weiter schenken wollte). Gleiches Deutschland bezieht einen Großteil seiner Exporteinnahmen als Waffenverkäufer und Waffenlieferant auf der ganzen Welt, ohne funktionierende Prüfmechanismen, wohin die Waffen in zweiter Hand gelangen. So bombardierte mit u.a. deutschen Waffen Erdogan friedliche kurdische Gebiete, terrorisierte Muammar Al-Gaddafi seine eigene Bevölkerung, verübten die Milizen des IS einen Völkermord an den Yeziden (auch mit russischen Waffen), eine kleine Länderauswahl: Katar, Saudi-Arabien, Irak, Iran, Oman, Pakistan, Somalia, VAE, weitere 28 Länder stehen auf der Liste der deutschen Waffenimporteure.
Wer nun denkt, es gäbe zumindest ein Exportstopp für Waffen nach Russland, hat sich weit getäuscht. Die Bundesregierung orderte ein solches nach der Annexion der Krim 2014 zwar medienwirksam an, hielt dabei aber vertraglich fest, dass das Verbot nicht für jene Waffen gelte, die als Sportwaffen einzustufen sind. Unabhängige Beobachter berichten seit Jahren davon, dass die pro-Russischen Volksmilizen in der Ostukraine zusätzlich zu russischen Waffen eben mit diesen "Sportwaffen" ausgerüstet sind. Ich empfehle euch selbst nachzuschauen, welche Waffen unter die "Sportwaffen" zählen.
Nun also hat Deutschland sich einmal mehr entschieden, auf welcher Seite der Geschichte es stehen will. Von der mittelfristigen Wirkung von Sanktionen wird gesprochen. Wie Selenskyj sagte – Ukrainerinnen und Ukrainer werden sterben. In Deutschland wird über die gestiegenen Energiepreise berichtet, vor einem weiteren Anstieg aufgrund von Sanktionen wird gewarnt.
Oft war ich, wenn es um die Ukraine ging selbst zwiegespalten. Ich wusste um den gefährlichen ukrainischen Nationalismus und auf der anderen Seite um die pro-Russischen Meinungen zahlreicher Ukrainerinnen und Ukrainer. Um die tatsächlich Russland zugewandten Einstellungen der Menschen in der Ostukraine. Seit 2014 hat sich das Land gewandelt und verwandelt. Die Probleme sind nicht gelöst, aber die Cafés, Restaurants und die Hochschulen und Museen sind voll von Menschen, die weltoffen, tolerant und gebildet sind. Wenn Putin von der Ukraine spricht, spricht er von einem Oligarchenland und meint damit die Ukraine vor 2014 und löscht ihre Gegenwart aus.
Was wir mittlerweile wissen sollten: Die einfachste dreiste Methode Putins ist der Vorwurf der eigenen Taten an den Westen. Nun spricht er vom Eingriff wegen eines sonst bevorstehenden Völkermords in den Ostgebieten. Jede und Jeder in Deutschland sollte damit gewarnt sein, womit er sein Gas, seinen Strom und sein Benzin bezahlt – mit dem Leben unschuldiger Menschen in der Ukraine. Deutschland ist kein Friedensengel und ist in seiner Geschichte auch nie einer gewesen. DIE bleiben auch hier weiterhin die ANDEREN, nicht wir, die AUSLÄNDER, die Unterentwickelten. Ich habe mich immer wieder dafür geschämt, aber noch nie so sehr wie jetzt, Deutscher Staatsbürger zu sein. Auch ich habe die kommenden Toten zu verantworten.
Bilder:
Oben: Charkiv auf einer Postkarte von 1890
Unten Moskovsky prospekt, Foto: Evgeny Genkin
Quelle: Wikipedia,
https://de.wikipedia.org/wiki/Charkiw
Disclaimer: Der Autor, dessen kryptomagische Poesie wir im Sommer 2022 veröffentlichen werden, hatte den Text auf seine Facebook-Seite gestellt, wo er gelöscht worden ist. Wir veröffentlichen ihn hier nochmals mit seiner Bitte/Erlaubnis. Zuletzt erschienen von ihm zwei Gedichtbände bei Kookbooks, "flüchtige monde" und "gestohlene luft".